chancenreich e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die Chancengerechtigkeit innerhalb der Gesellschaft durch Maßnahmen und Projekte im Bereich Bildung, Förderung und sozialer Integration zu verbessern. Die Vielfalt, die Besonderheit und das Potenzial junger Menschen zu erkennen und ihre gesellschaftliche Teilhabe entlang der gesamten Bildungskette zu fördern, liegt dem Verein besonders am Herzen. chancenreich e.V. will dazu beitragen, dass sich jeder Mensch auf seinem Bildungsweg entsprechend seinen Fähigkeiten entwickeln kann und nicht durch soziale Hindernisse eingeschränkt wird, die sich ihm bietenden Chancen zu verwirklichen.

Interview

Zu Besuch bei chancenreich e.V.

chan­cen­reich e.V. wur­de 2019 von zwei enga­gier­ten Frau­en in Frank­furt gegrün­det, die seit vie­len Jah­ren im Bereich Bil­dung und Inte­gra­ti­on tätig sind. Mit dem Frank­fur­ter Bücher­kof­fer star­tet der Ver­ein sein ers­tes Pro­jekt an Frank­fur­ter Grund­schu­len. Schüler*innen, Eltern und Lehr­kräf­ten wer­den damit mehr­spra­chi­ge und inter­kul­tu­rell aus­ge­rich­te­te Bücher zur Ver­fü­gung gestellt, die das gemein­sa­me Lesen in der Klas­se und zu Hau­se för­dern sollen.
Wie es zur Grün­dung des Ver­eins kam und wel­che Beweg­grün­de dahin­ter­ste­cken, ver­ra­ten die Grün­de­rin­nen Clau­dia Land­mann (CL) und Susan­ne Rosen­feld (SR) in einem gemein­sa­men Interview.

Bildung und Integration sind in der Öffentlichkeit zwei zentrale Themen. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

SR: Bil­dung ist heu­te mehr denn je die ent­schei­den­de Vor­aus­set­zung, um Kin­dern die Mög­lich­keit zu eröff­nen, ein selbst­be­stimm­tes, eigen­stän­di­ges und erfüll­tes Leben zu füh­ren. Dabei kommt dem Lesen, aber auch dem Zuhö­ren eine ganz beson­de­re Bedeu­tung zu. In den Grund­schu­len müs­sen die Grund­la­gen dafür rich­tig ver­mit­telt wer­den und bei Kin­dern die Freu­de und Neu­gier am Ler­nen geweckt wer­den. Das funk­tio­niert aber nur, wenn das Ler­nen auch von der Fami­lie unter­stützt wird. Ganz beson­ders gilt dies für Fami­li­en mit Migra­ti­ons­ge­schich­te. Uns ist die Stär­kung der Fami­lie und des gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halts wich­tig. Wir möch­ten, dass Fami­li­en sich für den Bil­dungs­er­folg ihrer Kin­der enga­gie­ren und ent­spre­chend ihrer Mög­lich­kei­ten dar­an teilhaben.

Sie sind schon seit langem ehrenamtlich in und außerhalb der Schule tätig: Aufbau von Betreuungsangeboten an Grundschulen, Sprachkurse für junge Menschen mit Fluchterfahrungen, Bewerbungstrainings für Jugendliche an Hauptschulen. Welche Rolle spielt für Sie dabei Ihr Verein?

SR: Mit chan­cen­reich e.V. haben wir eine Platt­form geschaf­fen, um gezielt eige­ne Ideen zu ent­wi­ckeln und gemein­sam mit Part­nern umzu­set­zen. Wir gehen damit nun einen Schritt wei­ter. Der Frank­fur­ter Bücher­kof­fer ist dabei unser ers­tes Pro­jekt. In Zukunft pla­nen wir wei­te­re Pro­jek­te, nicht nur im Grund­schul­be­reich, son­dern auch für Jugend­li­che. Unse­ren Ver­ein haben wir chan­cen­reich genannt, weil uns das The­ma Chan­cen­ge­rech­tig­keit ein beson­de­res Anlie­gen ist.

CL: chan­cen­reich ver­bin­det auch vie­le unse­rer bis­he­ri­gen Pro­jek­te. Wir möch­ten zukünf­tig ent­lang der gesam­ten Bil­dungs­ket­te jun­ger Men­schen arbei­ten — von den ers­ten Schrit­ten ins Bil­dung­s­ys­tem, ange­fan­gen in der Kita bis zum erfolg­rei­chen Über­gang ins Arbeits­le­ben. Dabei wol­len wir mit chan­cen­reich nicht nur eige­ne Pro­jekt­ideen ver­fol­gen, son­dern auch bereits bestehen­de Pro­jek­te im Bereich Bil­dung und Inte­gra­ti­on jun­ger Men­schen auf­grei­fen, mit geeig­ne­ten Part­nern ver­net­zen, wei­ter­ent­wi­ckeln und bei der Ska­lie­rung hel­fen. So wie den „Frank­fur­ter Bücher­kof­fer“, der 2016 als „Ham­bur­ger Bücher­kof­fer“ gestar­tet ist und sich dort so erfolg­reich ent­wi­ckelt hat, dass er mehr­fach prä­miert wur­de und den Deut­schen Inte­gra­ti­ons­preis gewon­nen hat. Seit dem Schul­jahr 2019/20 rollt er nun als „Frank­fur­ter Bücher­kof­fer“ an mitt­ler­wei­le 40 Schu­len auch bei uns.

Wie stellt sich für Sie die Arbeit mit den Schulen, Eltern und Kindern dar? Welche Erfahrungen machen Sie bei der Begleitung von Projekten wie dem Frankfurter Bücherkoffer?

CL: Aus der Erfah­rung mit den eige­nen Kin­dern wis­sen wir, wie wich­tig ein funk­tio­nie­ren­des Drei­eck „Schu­le-Kin­der-Eltern“ für den Bil­dungs­er­folg ist. Mit unse­ren Pro­jek­ten wol­len wir allen Sei­ten die­ses Drei­ecks Unter­stüt­zung geben: Lehr­kräf­ten, die ins­be­son­de­re an sog. Brenn­punkt­schu­len häu­fig mehr Sozialarbeiter*innen als Lehrer*innnen sind – Kin­dern, deren Fähig­kei­ten ent­deckt und geför­dert wer­den – und Eltern, die befä­higt wer­den, eine akti­ve Rol­le für den Bil­dungs­er­folg ihrer Kin­der zu übernehmen.

SR: Vie­le Lehr­kräf­te bestä­ti­gen uns, dass das Bücher­kof­fer­pro­gramm ihre Hal­tung zu Mehr­spra­chig­keit und Viel­falt positiv beein­flusst hat und dass die Lese­freu­de in ihren Klas­sen spür­bar gestie­gen ist. Lehr­kräf­te, Kin­der und Eltern sind begeis­tert vom Bücher­kof­fer und das moti­viert uns sehr!

Vereine wie chancenreich und gemeinnützige Initiativen leisten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Diese Arbeit kostet Geld. Wer unterstützt Sie und wie können sich andere bei Ihnen engagieren und miteinbringen?

CL: chan­cen­reich e.V. ist ein gemein­nüt­zi­ger Ver­ein. Wir im Vor­stand und ein Groß­teil des Teams sind ehren­amt­lich tätig. Für die Umset­zung der Pro­jek­te, z.B. die Anschaf­fung der Bücher­kof­fer, Lehr­kräf­te­fort­bil­dun­gen etc. und die dazu­ge­hö­ri­ge Orga­ni­sa­ti­on benö­ti­gen wir jedoch För­der­mit­tel und Spen­den. Wir sind sehr froh, dass wir die Stadt Frank­furt als Koope­ra­ti­ons­part­ner an unse­rer Sei­te haben. Dar­über hin­aus wer­den wir von ver­schie­de­nen Stif­tun­gen und Spen­dern unter­stützt. Dafür sind wir sehr dank­bar und bemü­hen uns, wei­te­re För­de­rer zu gewin­nen, um noch vie­le Kin­der und Fami­li­en mehr errei­chen zu können.